05.12.2022

“Digital Fabrication is a Trend Topic”

Seyma Gürel Saydam ist Forscherin am Departement Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich. Dort tüftelt sie an der digitalen Herstellung von Betonarten, um nachhaltiges Design und schnelleres Bauen zu ermöglichen. Seyma sagt, dass die digitale Fabrikation zwar im Trend liegt, es aber immer noch Grenzen für die Technologie innerhalb der Herstellungsprozesse gibt. Dies ist eine Herausforderung, die die Forschendeangehen müssen.

Seyma, wie erzählst du deinen Großeltern, was du machst?

Ich erzähle ihnen, dass ich mit Beton und Robotern arbeite. Sie finden das sehr interessant, verstehen abernicht, wie ich mit Robotern Beton giessen kann. Dann zeige ich ihnen Videos von meiner Arbeit und erzähle ihnen, wie ich Beton in verschiedene Formen und Gussstücke giesse.

Wo hast du deine Karriere begonnen?

Ich komme aus dem Bauingenieurwesen, aber ich habe mich schon immer für Materialien interessiert. Während meines Grundstudiums in Istanbul war ich Forschungsassistentin in einem neuen Baustofflabor. Ich war eine der ersten Forscherinnen, die das Labor nutzten und so begann meine Forschungslaufbahn. Nach meinem Bachelor-Abschluss wollte ich mein Wissen in der Materialwissenschaft vertiefen. Ich setzte meine Laufbahn als Maschinenbauingenieurin fort und schloss ein Masterstudium ab. Während meines Masterstudiums arbeitete ich an biomedizinischen Implantaten, zum Beispiel an Hüftimplantaten. Ich habe immer wieder den Studiengang gewechselt, bin aber bei der digitalen Fabrikation geblieben, weil das ein Trendthema ist.

Wie bist du zur digitalen Fabrikation gekommen?

Materialwissenschaft ist faszinierend, da das Verhalten von Materialien mit sehr kleinen Eingriffen verändert werden kann. Nach meinem Studium kannte ich sowohl Maschinenbau als auch Bauingenieurwesen und fragte mich, wie ich beide Welten miteinander verbinden könnte. Ich fand die Idee, Beton mit Robotern zu drucken und zu giessen, interessant. Ich suchte nach Promotionsmöglichkeiten und fand den NFS Digitale Fabrikation. Ich dachte: "Wow, ich brauche Materialwissenschaften, ich brauche etwas Mechanik und ich muss etwas über Materialverarbeitung wissen." Das sieht nach einer Kombination dessen aus, was ich mache. Also habe ich mich für eine Doktorand*innenstelle beworben.

Was waren deine ersten Eindrücke, als du an die ETH Zürich kamst?

Bis dahin hatte ich in der Türkei noch keine Forschung oder Arbeit im Bereich der digitalen Fabrikationgesehen, also hatte ich keine klare Vorstellung davon, wofür ich mich bewerben würde. Ich erinnere mich noch an mein erstes Gespräch mit Prof. Robert Flatt, er sagte: "Sie werden hundert Liter Beton mischen. Wissen Sie, wie man das macht?" Ich sagte "Ja", hatte aber wenig Ahnung, worauf ich mich da einliess. Ich gebe zu, dass ich zuvor nur in kleinem Massstab gemischt hatte. Ich lernte aber schnell und produzierte bald grössere Mengen.

Was leistest du für einen Beitrag zur Wissenschaft?

Neugierde ist der Schlüssel zur Forschung. Wenn ich an etwas arbeite, sollte es zu einer größeren Forschungsfrage beitragen. Wenn ich etwas tue, dann möchte ich natürlich, dass es sinnvoll ist. Wenn ich in diesem Forschungsbereich arbeite, trage ich zur Entwicklung von Technologien bei, die der grösseren NFS-Forschungsgruppe zugute kommen und darüber hinaus in der realen Welt Anwendung finden.

Die letzte Frage: Wo gibt es in deinem Forschungsbereich noch Raum für Verbesserungen?

Im Bereich der digitalen Fabrikation entwickelt sich die Technologie rasant. Überall auf der Welt wird jetzt geforscht, und viele Forschende und Industrievertreter*innen leisten ihren Beitrag. Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr digitales Bauen vor Ort sehen werden. Was die Wissenschaft und die Verarbeitung von Betonmaterialien betrifft, so hoffe ich, dass wir die Materialmischung besser verstehen werden, damit wir eine bessere Kontrolle bei der maßstabsgetreuen Produktion erreichen können. Mit fortschrittlichem Materialdesign und besserer Materialverarbeitung können wir unsere digital gefertigten Strukturen leichter aus dem Labor in die reale Anwendung bringen. Die derzeitige Ausrüstung, die wir verwenden, stellt uns immer noch vor Herausforderungen bei der Verarbeitung und langsamen Druckzeiten, aber durch unsere Forschung wollen wir dies ändern!